Aktuell mehren sich die Pressebeiträge, welche Windenergieanlagen für das Insektensterben mitverantwortlich machen. Ausgelöst wurde die Debatte durch die im Oktober 2018 erschienene Studie „Interference of Flying Insects and Wind Parks“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), welche die Verluste von Insekten durch Windenergieanlagen mittels theoretischer Modellanalysen berechnete.
Verluste von Insekten durch Windenergieanlagen sind im Verhältnis zu den Gesamtverlusten nicht relevant
Die Ergebnisse werden nun vielfach zitiert, ohne dabei die methodische Herangehensweise der Studie zu hinterfragen oder die genannten Zahlen ins Verhältnis zu setzen. Die theoretischen und empirisch nicht abgesicherten Hochrechnungen ergaben, dass 1200 Tonnen Insekten pro Jahr durch Windenergieanlagen getötet werden könnten.
Die Autoren der Studie weisen allerdings darauf hin, dass aus der Studie keine Rückschlüsse auf die Gesamtpopulation gezogen werden können. Es fehlen Untersuchungen zu weiteren Tötungsfaktoren, wie beispielsweise dem Einfluss der Landwirtschaft oder des Straßenverkehrs auf die Populationsgröße.
Die FAZ und die Süddeutsche Zeitung zitieren dazu Lars Lachmann vom Nabu: „Es wäre völlig an den Haaren herbeigezogen, eine nennenswerte Gefährdung von Insektenpopulation durch Windräder abzuleiten.“
Hauptursache für Rückgang der Insektenpopulation ist ihr Lebensraumverlust
Als wesentliche Ursache des Populationsrückgangs werden vielmehr die fehlenden Lebensräume für Insekten benannt. Diese Lebensräume werden insbesondere durch die Versiegelung von Flächen durch Urbanisierung, Straßenbau, Monokulturen und den vermehrten Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in der Land- und Forstwirtschaft zerstört. Ebenso führt der Klimawandel zu Veränderungen und dem Verlust von geeignetem Lebensraum.
Positive Wirkungen der Windkraft
Insgesamt hat die Windkraft innerhalb des Kreislaufsystems eine positive Auswirkung auf die Insektenpopulation, da sie zu einer Emissionsreduktion führt, welche sich wiederum positiv auf die Biodiversität auswirkt. Des Weiteren werden mit der Errichtung von Windenergieanlagen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (je Windenergieanlage ca. 1-2 ha) umgesetzt. Diese Maßnahmen umfassen beispielsweise die Extensivierung landwirtschaftlich genutzter Flächen, die Anlage von Blühflächen und Gehölzpflanzungen oder die ökologische Aufwertung von Waldbeständen. Damit wird der Lebensraum für Insekten gesichert.
Die Süddeutsche Zeitung zitiert dazu Wolfram Axthelm vom Bundesverband Windenergie: „Windenergieanlagen sind im Zusammenhang der Artenentwicklung von Insekten […] als Problemlöser zu verstehen, nicht als Problemursache.“
Eine ausführliche Stellungnahme des Bundesverband Windenergie finden Sie hier: Windenergie und Insekten (18.03.2019)